Agiles Arbeiten – einige machen es, alle reden darüber und viele gehen erst einmal ins Internet, um herauszufinden, was damit überhaupt gemeint ist. Um es kurz zu machen: Agiles Arbeiten, wie es heute vermehrt diskutiert und praktiziert wird, ist eine Antwort auf die sich immer schneller ändernden Anforderungen und Umweltfaktoren, denen sich die meisten Unternehmen heutzutage ausgesetzt sehen.
Bisher etablierte Technologien werden obsolet, Märkte entstehen oder verschwinden, die Zusammensetzung und die Bedürfnisse der Mitarbeitenden müssen immer mehr beachtet werden. Und nebenbei soll idealerweise auch noch ein Wert kreiert und Geld verdient werden.
Die erste Branche, welche sich am Anfang dieser Entwicklung besonders stark herausgefordert gefühlt hat, war die damals junge IT-Industrie. Dementsprechend ist es kein Wunder, dass viele Ansätze und Methoden, die heute als „agil“ bezeichnet werden, aus dieser Branche stammen. Insbesondere das „Manifest für agile Softwareentwicklung“ – der Grund, warum heute von „agilem Arbeiten“ gesprochen wird – wurde von 17 Softwareentwicklern basierend auf ihren Best-Practices niedergeschrieben und in der IT-Welt populär.
Dabei ist agiles Arbeiten keineswegs „nur etwas für die IT“. Viele Ideen der oben erwähnten Entwickler fundieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Beobachtungen, die schon vor dem Boom der IT Branche in anderen Bereichen bekannt wurden. Scrum, ein in der agilen Produkterstellung weit verbreitetes Rahmenwerk, basiert auf einem Harvard Business Review Artikel von 1986 („The New New Product Development Game“ von Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka), in dem besonders erfolgreiche Produktentwicklungen untersucht wurden – außerhalb der IT.
Die Frage „was ist agiles Arbeiten eigentlich?“ hat dementsprechend eine beliebig komplexe Antwort. Die grundlegende Idee besteht darin, Arbeitsstrukturen zu schaffen, die möglichst schnell auf veränderte Bedingungen reagieren können – also agil sind – und somit die Chancen erhöhen, dass die geleistete Arbeit zu einer Wertschöpfung beiträgt. Hierbei ist das konstante Arbeiten an der Verbesserung der Arbeitsstrukturen integraler Bestandteil.
In diesem Zusammenhang wird häufig von agiler Haltung gesprochen. Um die Idee der agilen Haltung herum wurden in der Praxis inzwischen viele Werkzeuge, Praktiken und Rahmenwerke entwickelt, die dabei unterstützen, die konstante Verbesserung aufrecht zu erhalten und schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Teilweise sind diese Hilfsmittel jedoch gar nicht neu, sondern Jahrzehnte alt.
Einer der etablierten Grundsätze im agilen Arbeiten ist das regelmäßige Innehalten, Prüfen und Adaptieren – „Inspect and Adapt“ – der auf dem Demingkreis basiert und bereits in den 1930er Jahren zehntausenden Ingenieuren in den USA als Arbeitsgrundlage an die Hand gegeben wurde. Wie man diesen sogenannten „PDCA Cycle“ für die ersten Schritte benutzen kann, sich der agilen Haltung zu nähern, werde ich in meinem nächsten Artikel beleuchten.