Wer Frithjof Bergmann aufmerksam zuhört oder liest, der stößt früher oder später auf das Konzept der Polarität von Arbeit. Dieser Artikel beleuchtet die beiden Extreme von Arbeit, zwischen denen wir alle leben und gibt eine Orientierung dafür, wie wir uns mit New Work der Arbeit, die uns lebendig macht, annähern können.
Viele Menschen sind unzufrieden mit ihrer Tätigkeit und ein Drittel aller Erwerbstätigen klagt über psychische Belastungen. Sieben Prozent der Arbeitnehmenden sind außerdem Burnout gefährdet, Tendenz steigend. Wir erleben Arbeit somit als Belastung, selbst wenn es sich bei uns vielleicht gar nicht so schlimm anfühlt. Bergmann spricht hier gern von einer „milden Krankheit“. Sie bringt uns nicht um, aber wir sehen dem kommenden Montag auch nicht mit Begeisterung entgegen. Wir schleppen uns von Wochenende zu Wochenende und von Urlaubszeit zu Urlaubszeit. Das Leben findet quasi außerhalb des Arbeitsplatzes statt. Das ist das Mantra der Lohnarbeit – vielleicht ist es auch schon immer so gewesen. Und obwohl das Konzept der Lohnarbeit gar nicht so alt ist, haben wir es sehr stark verinnerlicht. Im Zweifelsfall lockt nur noch das Sabbatjahr oder die Teilzeit. Arbeit ist etwas, vor dem wir fliehen möchten. Sie schwächt uns. Wir haben keine Lust. Und manchmal wirkt sich das dann sogar auf das restliche (private) Leben aus.
Bergmann benennt die Krankheit unter der wir (meist von Montag bis Freitag) leiden die Armut der Begierde. Wir haben ein Defizit des Wollens. Wir arbeiten, aber nicht weil wir es wollen, sinnvoll finden oder es unseren Wünschen entspricht. Wir sind von den Eltern, der Schule und in unserer Berufsausbildung so sozialisiert worden, dass wir nicht darin trainiert wurden, zu erkennen, was wir selbst wirklich wollen, sondern stets, was andere von uns wollen. Wir gehen extrinsisch motiviert Dingen nach, die andere von uns erwarten. Wir passen uns an und verfolgen die Pläne anderer. Und so schleicht sich die Armut der Begierde immer mehr in unser Leben hinein. Wir vergessen, was uns selbst begeistert, haben keine Ziele, sondern konzentrieren uns darauf, das zu erfüllen, was wir glauben, was andere von uns wollen. Dies reicht weit in unsere Psyche hinein. Die Armut der Begierde geißelt uns, macht uns antriebslos.
Die Polarität der Arbeit nach Bergmann hat jedoch noch eine andere Seite der Medaille. Arbeit ist etwas, mit dem sich Menschen identifizieren können. Wir können uns selbst in unserer Arbeit verwirklichen. Sie kann uns inspirieren, unser Lernen anregen und unserer Entwicklung Flügel verleihen. Arbeit kann sehr viele und sehr unterschiedliche Energien freisetzen. Wir merken dies immer dann, wenn wir uns lebendiger fühlen und nach einem besonderen Arbeitstag vitaler nach Hause gehen. Arbeit bringt Menschen zusammen und kann sehr produktiv sein. Dies ist nicht immer mit Spaß verbunden, aber um so mehr mit Erfüllung!
Das Konzept von New Work möchte uns dabei unterstützen, Arbeit wieder zu dem zu machen, was uns als Menschen stärkt. Die neue Arbeit integriert die Verantwortung unserer Aufgaben mit der Auseinandersetzung der Frage, was wir wirklich wollen. Dadurch sensibilisieren wir uns dafür, dass wir nicht nur arbeiten, um die Dinge zu tun, die andere von uns erwarten, sondern weil wir bestimmte Fähigkeiten und Bedürfnisse haben, die wir versuchen in Einklang zu bringen. Was esoterisch klingt ist der Quell von Innovation und Stärke. Wenn Arbeit zu dem wird, was Menschen stärkt, erhöht sich die Qualität ihrer Ergebnisse und somit auch die Kund*innenzufriedenheit. Wer Arbeit erlebt, die stärkt, bleibt! Was können wir also tun, um der Armut der Begierde zu begegnen? Wir schaffen also mit New Work ein Umfeld, dass Menschen nicht nur gesünder, sondern auch loyaler macht.
Was können wir also tun, um der Armut der Begierde zu begegnen? Beobachtet euren Arbeitsalltag. Haltet Ausschau nach Dingen, die euch belasten und Dingen, die euch positiv überraschen. Wenn etwas Positives passiert, womit ihr nicht gerechnet habt, könnte dies ein Indiz dafür sein, eine für euch stärkende Strategie von Arbeit entdeckt zu haben. Reflektiert in Retrospektiven mit eurem Team, wie ihr die Zusammenarbeit wahrnehmt. Was empfindet ihr als stärkend, was eher weniger? Wenn ihr euch für die Polarität von Arbeit sensibilisiert, könnt ihr einen Zugang entwickeln, der euch dabei unterstützt zu erkennen, was ihr wirklich, wirklich wollt und dem nachgehen. Als Dank erwartet euch ein Leben, welches sich auch unter der Woche positiv anfühlt.