Seit kurzem findet ihr ein neues Angebot unter der Domain der New Work Academy – Das Zentrum für Neue Arbeit. Hierbei handelt es sich jedoch nicht einfach um eine weitere Dienstleistung, sondern um eine Herzensangelegenheit und ein Experiment zugleich. In diesem Blog erfahrt ihr, was es mit dem Zentrum auf sich hat und wie ihr es für euch nutzen könnt.
Es ist Frithjof Bergmann, der uns in unzähligen Videos und Interviews, aber auch Aufsätzen und Büchern diese unfassbare Geschichte erzählt. Eine Story zu einer Stadt in den USA, in der die Gewerkschaften groß geworden sind und in der der größte Teil der Bevölkerung bei General Motors tätig war. In meinem Geburtsjahr 1983 machte er dort mit seinem Team einen ganz besonderen Vorschlag, um Massenentlassungen zu verhindern. Seine Prämisse war, dass Massenentlassungen, die Stadt in zwei Gruppen tiefgehend und unangenehm spalten würde: Die einen würden arbeitslos werden und die anderen, die ihren Job behielten, müssten noch härter und womöglich mehr arbeiten. Es war die Automatisierung und die wirtschaftliche Krise, die General Motors nun vor eine Entscheidung stellte: Und sie entschieden sich, auf den Vorschlag von Bergmann einzugehen – das erste Zentrum für Neue Arbeit würde gegründet! Alle Mitarbeitenden wurden nun in sechsmonatigen Schichten eingeteilt. Jede*r arbeitete also sechs Monate, z. B. am oder unter dem Fließband an seiner bisherigen und alten Arbeit weiter. Gleichzeitig beschäftigte sich die andere Hälfte der Mitarbeiter*innen für sechs Monate mit sich selbst und mit der Frage, um die eigene berufliche Unabhängigkeit und Zukunft – die Neue Arbeit war geboren.
Nur Frithjof Bergmann kann diese Geschichte um Flint und seine Bevölkerung großartig beschreiben. Tatsache ist aber, dass uns das, was dort geschehen ist, begeistert, weil es eine Alternative ins Spiel gebracht hat. Neue Arbeit als ein Konzept der inneren Auseinandersetzung und autonomen Ausrichtung der eigenen beruflichen Perspektive ist etwas Wundervolles. Und sie hört nicht beim Denken auf, sondern verlangt geradezu von uns, dass wir tätig werden. So lange es nur in unserem Kopf ist, ist es keine Neue Arbeit, sondern nur eine Idee und ein Abwarten.
Nachdem ich angefangen habe Bergmanns Grundlagenliteratur „Neue Arbeit, Neue Kultur“ zu lesen, wurde die Vorstellung zu dem, was damals in Flint geschehen ist, plastischer. Insbesondere deshalb, weil es eine Entlastung war zu lesen, dass wir alle an der Armut der Begierde, dem Mangel des Wollens, leiden und dies normal ist. Selbstverständlich sind viele von uns Menschen „Suchende“. Und gerade in der agilen Szene weiß ich es zu schätzen, dass wir eben den Status Quo nicht hinnehmen, sondern kontinuierlich verbessern wollen. Parallel passierte natürlich viel anderes: Xing nannte sich in New Work um – manche in der Community schrien auf, während die New Work Academy hingegen sich erst einmal nur wunderte. Inzwischen bietet Xing das „Du“ an, aber auch hier fühlen sich die Menschen übergangen. Dann beobachten wir, dass viele New Work eher als Arbeitslifestyle begreifen und mit Tischkicker und Homeoffice verwechseln. Dann hätte uns Covid-19 also New Work beigebracht? Bei weitem nicht. Die Frage was New Work ist, würde sicherlich in einem Zentrum für Neue Arbeit beantwortet werden, doch viele Zentren scheinen nicht mehr aktiv zu sein oder erreichen keine Sichtbarkeit. Im Netz setzen sich sogar manche Artikel skeptisch damit auseinander, ob es diese Zentren für Neue Arbeit jemals gab. Nun, mindestens einmal gab es sie und über die Umsetzung und wie sich ein solches Zentrum gestaltet und aussehen kann, beschreibt Bergmann ziemlich genau in seiner Literatur. Und er ist bis heute aktiv – nicht nur bezüglich des Schreibens!
Wir haben uns damals New Work Academy genannt, weil wir mit dem Konzept der Neuen Arbeit wirklich arbeiten wollten! Es war nicht nur ein Name oder ein Buzzword für uns, sondern eine Herausforderung und ein Wunsch, etwas Reales zu erschaffen. Wenn wir uns New Work Academy nennen würden, wäre der Anspruch immanent, auch der des Verstehens: Wir würden in der eigenen Arbeit in die Auseinandersetzung mit dem Begriff gehen und ihn nicht nur verwenden, sondern mitgestalten und ernst nehmen. Und so saugte ich all die Videos und Interviews zu Frithjof Bergmann auf, durchaus im Hinterkopf mit der skeptischen Frage, was denn nun alles davon real war, was er beschreibt. Und ich las sein Buch, bis mir schließlich klar wurde, dass die einzige Chance seine Überlegungen sowohl zu teilen, als auch zu überprüfen, zu wertschätzen und auch zu leben war, so ein Zentrum für Neue Arbeit selbst zu initiieren! Wenn nicht die New Work Academy so ein Vorhaben unterstützen sollte, wer dann? Es ist für uns ein fluides Experiment, denn wir werden unsere virtuellen und physischen Räume für das Zentrum zur Verfügung stellen, also quasi sponsern. Außerdem wäre es nicht gut, wenn wir dies als Erweiterung der Academy begreifen würden. Das Zentrum wird etwas eigenes sein und auch etwas, was wir mit anderen teilen möchten – selbst in seiner Entstehung. Daher habe ich quasi eine Nacht später, nachdem mir die Schuppen von den Augen gefallen waren, sofort Leonie Müller aus meinem Working Out Loud Circle kontaktiert! Damit jedoch nicht genug, denn natürlich waren wir neugierig, wie die Wahrnehmung des Urhebers auf das Zentrum aussieht, weshalb ich eine Email an newwork.global formulierte. Seitdem stehe ich mit Andy Mayer, dem Pressesprecher von Frithjof in Kontakt und verrate euch an dieser Stelle nur eines: Da geht noch mehr!
Natürlich ist es mir mit meinem Vorhaben erst einmal auch gelungen, meine eigenen Kolleg*innen zu irritieren. So ein Zentrum innerhalb der Academy macht auf den ersten Blick vielleicht gar keinen Sinn oder bietet womöglich ähnliche Dinge an, die wir verkauft bekommen wollen, wie z. B. Organisationsentwicklung! Doch ich betrachte das sehr viel differenzierter. Das Zentrum für Neue Arbeit wird dazu führen, dass sich die New Work Academy als Sponsor nochmal genauer mit dem Begriff New Work auseinander setzen kann. Außerdem profitieren wir natürlich in erster Linie als primärer Sponsor davon, dass Menschen wie Leonie, Andy und auch andere sich uns mit ihren Ideen und ihrem Engagement bereichern. Schlussendlich entstehen Synergien, Beziehungen und noch mehr Community als zuvor, was dem Kerngedanken der New Work Academy entspricht. Im Zentrum für Neue Arbeit wird es auch nicht darum gehen, Menschen etwas zu verkaufen. Zunächst einmal wird es Begegnungen auf Augenhöhe schaffen. Die Beratungen werden kostenlos sein und welche Aufträge daraus resultieren und welcher unternehmerische Zweck sich als Vorteil für unsere Firma daraus bildet, möchte ich ganz bewusst offen halten. Wir planen auch bewusst, flexible Finanzierungsmodelle auszuprobieren und werden aktiv in der Community nach finanziellen Hilfen fragen. Mit dem Geld können wir Räume mieten, Subunternehmer*innen bezahlen, die andere im Zentrum für Neue Arbeit bei ihrer Suche begleiten und Events organisieren, die Menschen in Kontakt bringen und vernetzen.
Das Zentrum ist bereits aktiv und wartet quasi nur auf die ersten Besucher*innen. Die zugrunde liegende Haltung ist die, dass aktuell erst einmal jede*r herzlich Willkommen ist, vorbeizukommen und mit dem Zentrum in Kontakt zu treten. Jede Begegnung bereichert uns und jedes Feedback bringt uns weiter. Unsere Türen sind offen und wir wollen voneinander lernen. Die folgende Liste gibt einen kleinen Einblick, was das Zentrum für Neue Arbeit alles kann:
Neben finanzieller Unterstützung freuen wir uns natürlich darüber, wenn ihr unseren Blogbeitrag oder unsere Seite des Zentrums für Neue Arbeit in eurem Netzwerk teilt. Unser Anliegen ist es, einen Raum für Menschen zu schaffen, in dem es gelingt, das Konzept der Polarität der Arbeit zu verstehen und Menschen nachhaltig zu stärken. Wir glauben fest daran, dass in der Begegnung und in der Suche nach einer sinnvollen Arbeit sehr viel konstruktive Energie enthalten ist. Wir wollen selbst nicht mehr an der Armut der Begierde leiden müssen. Wir wollen mit Leidenschaft arbeiten und gleichzeitig autonom und unabhängig sein.
Also frage dich gerne selbst, ob du genau daran arbeitest, was du wirklich willst und komm in unser Zentrum, wenn du Fragen hierzu hast oder wissen möchtest, wie du wieder ins Wollen kommen kannst. Kannst du benennen, was du wirklich, wirklich willst?
Wenn es uns gelingt, im Zentrum für Neue Arbeit die Möglichkeit zu schaffen, dass andere Menschen sich vernetzen und gemeinsam spannende Projekte realisieren können, die sie beruflich zufrieden stimmen und innerlich stärken, dann werden wir mit Hilfe der Community weitere Zentren für Neue Arbeit initiieren. Daher lasst uns anfangen, denn die Neue Arbeit lebt vom Machen – die Zeit ist reif!