Game Thinking umfasst das gesamte Spektrum spielerischer Lösungen und birgt große Chancen für Innovations- und Changeprozesse. Gut konzipierte Games oder Game-Strategien setzen alle Flow-Bedingungen gekonnt ein, wodurch wir nicht nur intrinsisch motivierter sondern auch 400 – 700 % kreativer sind. Game Thinking eignet sich darüber hinaus hervorragend, um Teams zusammenzuschweißen, komplexen Sachverhalten ihre Komplexität zu nehmen und eindringliche Erlebnisse zu schaffen, die langanhaltend im Gedächtnis bleiben.
Ein zu hohes Maß an Komplexität mit einer potentiellen Überforderung führt zu Unsicherheit und Angst, was wiederum stressauslösend wirkt. Kreativität setzt jedoch eine entspannte Grundhaltung voraus. Denn unter Stress schüttet der menschliche Körper die Hormone Adrenalin und Cortisol aus. Gleichzeitig wird das Angstzentrum im Gehirn aktiviert, wodurch das sogenannte Reptiliengehirn anspringt. Der Organismus schaltet auf Angriff, Flucht oder Erstarren. Kreativität, Feinmotorik und konstruktive Kommunikationsfähigkeiten werden in diesem Zustand explizit nicht gebraucht, weshalb die dafür zuständigen Hirnareale blockiert werden.
Hervorragend geeignet sind Games oder Game-methodische Strategien auch, um Verlernprozesse anzuregen. Ursächlich hierfür ist, dass uns die zugrunde liegenden Mechaniken tief in eine (Spiel-)Welt eintauchen lassen und wir uns mit den Herausforderungen, Zielen und der Mission identifizieren können.
Werden zusätzlich alle Sinneskanäle multisensorisch angeregt, z.B. durch Musik und Licht, die eine besondere Stimmung erzeugen oder unterstreichen, „wandert“ die gemachte Erfahrung direkt in unser limbisches System (u.a. zuständig für Emotionen). Das wiederum bedeutet, dass neue Denkweisen und Erkenntnisse auf emotionaler Ebene gespeichert werden, wodurch nachhaltige Verhaltensänderungen möglich sind.
Außerdem sind bei Game Thinking Fehler explizit erlaubt. Scheitern ist sogar besonders erwünscht, denn es stellt den eigentlichen Lernprozess dar, durch den wir für den Erkenntnisgewinn gehen müssen. Gleichzeitig erfahren wir, dass wir immer besser werden, umso öfter wir eine Sache versuchen und ausprobieren. Deshalb regt Game Thinking auch den Aufbau eines Growth-Mindsets an (= flexibles Selbstbild: Überzeugung, dass man alles lernen kann, wenn man sich nur lange genug damit auseinandersetzt). Bei einem gut designten Game haben wir sogar Spaß am Scheitern und sind nicht enttäuscht, da wir den Wunsch verspüren, es beim nächsten Versuch besser zu machen.
Die Aussicht auf Erfolg, der uns veranlasst, optimistisch, aufgeregt und gespannt zu sein, stellt sich durch eine konstruktive Form des Fehlerfeedbacks ein: Es bestärkt uns in dem Glauben, den Spielausgang selbst kontrollieren zu können. Dadurch konzentrieren wir uns noch mehr und beurteilen die Erfolgschancen optimistischer.