Die New Work Academy begleitet seit ihrer Gründung in 2018 Agile Coaches im Sinne von Fort- und Weiterbildungen und bietet seit 2019 sogar offene Kurse als Agile Coach Ausbildung an. Mein heutiger Beitrag beleuchtet, wie dies mit unserem Purpose, die Arbeitswelt im DACH-Raum zu transformieren, zusammenhängt.
Benjamin und ich sind oft erstaunt, bezüglich unserer Erfahrungen in der Arbeitswelt und das ganz unabhängig davon, ob wir uns an kleinere oder größere Organisationen erinnern, denen wir bisher begegnen konnten. Gespräche im Freundeskreis oder beruflichen Netzwerk bestätigen dann oft unseren Eindruck: Die Arbeitswelt ist verkorkst, verkompliziert, bürokratisiert und zumeist Mitarbeiter*innen und Kund*innen unfreundlich. Überall herrscht Politik, werden Freiräume beschnitten und liegt der Schwerpunkt mehr auf dem Schein und weniger auf dem wirklichen Sein. Für uns ist das ein absolutes Nogo. Zusammenarbeit ist uns genauso wichtig, wie die gelebte Transparenz, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Genau hier wird jedoch nicht investiert und weggeschaut, bzw. die Dinge, wie sie sind oft anders dargestellt. Geben wir an diesen Stellen Feedback, begegnen uns oft Widerstände und Unverständnis. Spannender Weise haben wir all diese Erlebnisse nicht nur als Auftragnehmende, sondern selbst als Kunden und Konsumenten erlebt. Da wird nicht zuverlässig gearbeitet, ist die Rechnung falsch, stimmt die Firmierung nicht oder reagiert Hotelpersonal völlig desinteressiert, wenn man einfach nur eine Frage stellt. Ja, es gibt auch Positivbeispiele, doch im Grunde begegnen uns jede Woche weitere Fälle mit dem Bezug auf Arbeit, bei denen wir denken, das kann so nicht weitergehen!
Nichts muss so bleiben, wie es ist. Unser Purpose kanalysiert unsere Bedürfnisse an die Arbeitswelt. Wir wollen bessere Wege für die Arbeitswelt finden, selbst bei uns im Unternehmen leben und anderen dabei helfen, es selbst zu tun. Für ein besseres Miteinander, für bessere Zusammenarbeit, für eine bessere Arbeitskultur, die sowohl auf Kund*innen als auch Mitarbeiter*innenseite für mehr Zufriedenheit sorgt. Wir wollen, dass Menschen gestärkt und nicht durch Arbeit gestresst und krank gemacht werden.
Dies ist ein Prozess, den wir nicht zu zweit und auch nicht mit zehn oder 50 Menschen anstoßen können. Wir wollen dezentral und überall wirksam werden und dafür bilden wir euch aus.
Hier kommt für uns die Rolle des Agilen Coaches aktuell am nächsten an das heran, was wir als Transformations- und Veränderungsbegleitung im konstruktiven Sinn verstehen. Agile Coaches arbeiten daran, Transparenz und Sichtbarkeit innerhalb von Organisationen herzustellen, so dass Beobachtungen, ein gemeinsames Lernen und Experimentieren ermöglicht werden. Mit den Erkenntnissen daraus passen Organisationen ihre Vorgehensweisen an, können bessere Entscheidungen treffen, sind reaktionsfähiger bei Veränderungen und stärken ihre Zukunftskompetenz.
Daher bilden wir Muliplikator*innen für „Agiles Arbeiten“ und Agile Coaches aus, füttern sie mit den wesentlichen Agilen Prinzipien und Werte, Agilen Frameworks, bringen ihnen Organisationsentwicklung und Führung bei und praktische Handson-Fähigkeiten zum Thema Organisationsentwicklung und Führung. Dies ist ein Reifungsprozess, eine sogenannte Lernreise, weshalb wir von Agile Maturity sprechen. Diesen Weg wollen wir gemeinsam gehen, denn wir haben als Gemeinschaft noch sehr viel zu lernen. Viele Antworten wurden schon niedergeschrieben, in Ratgeber*innen und Büchern, in Vorlesungen und Veröffentlichungen. Agiles Arbeiten ist entgegen aller urbanen Mythen nicht neu!
Konservatives, machtgetriebenes Arbeiten ist einfach nur nicht mehr zeitgemäß. Es ist kulturell bezogen auf die neuen Generationen fortlaufend problematischer, konterkariert Diversität sowie Partizipation und verkleinert somit den Lösungsraum und Innovation. Doch gerade auf Letztere kommt es im 21. Jahrhundert an. Deswegen ist die Zeit gekommen, alle agilen Arbeitsweisen, die im Laufe des 20. Jahrhunderts erkannt und in kleinen Einheiten erprobt und als sinnvoll erwiesen wurden, endlich auf die gesamte Arbeitswelt auszurollen. Und dafür braucht es viele von uns. Ob wir uns nun Agile Coaches, Change-Agent*innen, Scrum Master oder Change- oder Innovations-Manager*innen nennen spielt hierbei keine Rolle. Titel und Namen sind nicht der Fokus der Veränderung. Viel wichtiger wird es sein, in den verschiedensten Branchen, Organisationen, Entscheidungsebenen und zu allen denkbaren sowie sinnvollen Zeitpunkten, auf eine geeignete Transparenz aufmerksam zu machen, um Menschen zu befähigen, bessere Wege in der Zusammenarbeit untereinander und mit ihren Kund*innen zu erschließen und sich gegenseitig dabei zu unterstützen.
Wer uns begegnet wird merken, dass wir anders ticken, als die übliche Beratungsagentur. Wir haben einen extrem hohen Anspruch an uns und unsere Mitstreiter*innen, jedoch nicht bezüglich der üblichen Konventionen: Dein Aussehen, deine Powerpoint-Folie, die Angriffsflächen, die du bietest – das überlassen wir dir. Jeder Mensch ist, wie sie oder er ist. Die Verpackung ist nicht entscheidend. Die Frage ist, wie du den Dialog darüber suchst und führst. Gibst du anderen die Chance zu lernen? Tust du Dinge, die andere Menschen dazu bewegen nachzudenken? Deckst du demütig und ohne Fingerpointing Verbesserungspotential auf und hast du die Fähigkeit, dich über Fehler zu freuen? Ich bin heute überzeugt davon, dass Perfektion die moderne Lernkultur untergräbt. Wir versuchen Fehler, Brüche und Irritation zu vermeiden, aus Angst vor Sanktionen, schlechter Reputation oder weniger Erfolg. Das ist der Grund, warum die Gestaltung der Lern- und Fehlerkultur bis heute noch ein großes und unabgeschlossenes Thema ist. Für mich ist dies ganz klar ein Thema des Mindsets, weshalb ich zwei Fehlertypen und Verhaltensweisen bezüglich ihres Umgangs unterscheide. Es ist Teil unserer Agile Coach Ausbildung, dieses Verständnis erlernbar zu machen.
Ich habe oben skizziert, was mich des öfteren ärgert, wenn ich mich in der Welt bewege. Diese Wut kommt an dieser Stelle meistens immer dann, wenn ich versuche in Kontakt zu treten, also z. B. einen Kundenservice kontaktiere. Letztens mussten wir unsere Firmierung bei unserem Internetprovider ändern lassen. Dies war im Kundenportal nicht möglich, wobei dort eine Notiz hinterlegt war, dass man sich in solchen Fällen an die Hotline wenden könne. Die Hotline wiederum wollte jedoch eine Email mit einem behördlichen Nachweis. Mein Feedback an dieser Stelle: Hinterlegen Sie doch im Kundenportal, dass eine Email mit Behördennachweis erforderlich ist. Die Reaktion: Das ist nicht möglich. Und es folgte auch noch ein spannender Emailverkehr, denn die Nachweise, die ich lieferte, waren laut Kundendienst nicht ausreichend. Schlussendlich wurde ich aufgefordert, mich an das Beschwerdemanagement zu wenden. Bis heute bekam ich nicht den erwünschten Rückruf – allerdings wurde die Firmierung geändert. Nicht jedoch der Prozess, wie solche Fälle bearbeitet werden. Bzw. und auch das ist ein Punkt, bleibt der Kunde im Ungewissen hierüber. Welche Fehler habe ich hier identifiziert?
Als Agile Coach würden wir an dieser Stelle erwarten, dass der Kommunikationsprozess überarbeitet wird. Es handelt sich um Fehler, die allein mit einem anderen Umgang zwischen Mitarbeitenden und ihren Kund*innen aufgefangen werden können. An jeder Station dieser User Journey können wir um Feedback bitten und die Kundenbedürfnisse aktiv einbinden. Hierbei hilft es, wenn wir begreifen, dass wir versuchen mit unserem Kunden zusammenzuarbeiten. Die aufgedeckten kleineren Probleme können sonst zu größeren werden, indem sie bei Kund*innen zu nachhaltigen Dissonanzen und negativen Bewertungen des Service führen.
Wichtig: Solche nutzlosen Fehler bringen der Kund*innenseite gar nichts. Im Grunde ist das alles hier doppelt schlimm, denn ein Kunde hat Probleme sichtbar gemacht, bekommt aber überhaupt keine Gelegenheit irgendwas für sich daraus zu lernen. Und auch die Betroffenen scheinen gar nicht ins Lernen kommen zu dürfen. Natürlich liegt auch hier in der Imperfektion eine große Chance, zu lernen, viel besser mit Kund*innen zu interagieren und sie in Lernprozesse einzubeziehen. Leider wurde deutlich, dass dies überhaupt nicht Teil des Mindsets der Organisation ist.
In unserer Agile Coach Ausbildung arbeiten wir sehr gerne mit Irritationen, die durch eigene Fehler in der Moderation verursacht werden. Das Konzept sieht die Bearbeitung dieser Fälle vor, da wir auf diese Weise den roten Faden zu den Themen „Fehlerkultur“ und „Haltung eines Agile Coaches“ sehr gut aufspannen können. Schon zu Beginn der Ausbildung weisen wir darauf hin, dass alle Inhalte, die wir darstellen, anmoderieren und zur Verfügung stellen, für jeden einzelnen Teilnehmenden auch allein bezüglich der eigenen Verwendung und Anwendung interessant sind. Soll heißen: Es ist die Aufgabe der Lernenden zu reflektieren, wie wir vor der Gruppe, versuchen ein Verständnis zum Thema Agilität aufzubauen, ob die Wahl der Methoden und Worte stimmig ist, wie authentisch wir dabei wirken und ob unser Handeln motiviert. Ferner ist, sofern vorhanden, die Interaktion zwischen zwei Trainer*innen im Tandem und Co-Teaching spannend zu beobachten. Was wirkt abgestimmt und abgesprochen? Gibt es Übergriffe oder Einverständnis? Was läuft gut, was weniger? Schlussendlich stellen wir die Frage in den Raum: Was würdest du als Teilnehmender anders angehen? Wie würdest du dich verhalten? Was von dem und wie wir es bearbeitet haben, wäre auch für dich stimmig auf diese Weise zu vermitteln? Was würdest du anpassen? Wie würde deine Zielgruppe reagieren, wenn du es auf diese Weise ansprichst?
Agile Maturity – deine Ausbildung zum Agile Coach ist eine anspruchsvolle und professionelle Fortbildung, um die Rolle des Agile Coach für sich einzuordnen und aktiv anwenden zu können. Hierzu bieten wir euch im Vorfeld diverse Beratungen oder Lernformate in Form von Meetups an (Phase 1), gehen mit euch durch vier Inhaltliche Module, sofern ihr die Ausbildung bucht (Phase 2), in denen ihr uns und euch beobachten, innere Glaubenssätze hinterfragen und neue Kenntnisse und Fähigkeiten zum Agilen Arbeiten erlernen und vertiefen könnt. In Phase 2 lernen wir gemeinsam, arbeiten auf Augenhöhe und spielen mit den Inhalten, Lernspielen und Irritationen, die den roten Faden der Ausbildung abbilden. Ziel ist es, eine neue Haltung bezüglich eurer Lern- und Arbeitskultur zu entwickeln und euch zu befähigen, dies auch anderen beizubringen. Daher endet die Agile Coach Ausbildung mit dem Modul „Präsenz- und Praxistage“: Hier seid ihr selbst auf der Bühne als Agile Coach, führt eine Auftragsklärung und eine Simulation vor, für die ihr von uns Supervision und Feedback bekommt, um eure neue Rolle zu festigen (Phase 3). Im Anschluss sehen wir uns wieder, sofern ihr selbst Schulungen anbieten oder als Co-Trainer mit uns arbeiten möchtet (Phase 4). So könnt ihr weiter mit uns aktiv zusammenarbeiten, was neue Herausforderungen und Möglichkeiten der Entwicklung für euch bedeutet.